14 000 KILOMETER: Kasachstan ade - endlich in China!

in der Badischen Zeitung vom 16.07.2008

Nach Stunden des Wartens passiert die Reisegruppe aus Freiburg die chinesische Grenze — und bekommt ein kühles Bier
Rund 14 000 Kilometer lang ist die Strecke Freiburg — Peking: Auf weiten Teilen der Seidenstraße fährt der Freiburger Busunternehmer Hans-Peter Christoph mit einer 24-köpfigen Reisegruppe derzeit nach Peking. Nach schwerer Wegstrecke durch Usbekistan, Kasachstan und Kirgistan erreichte die Gruppe Urumqi in China. Mit dabei: der ehemalige Studioleiter des SWR in Freiburg, Roland Schrag.


Endlich in China! Endlich wieder freundliche Menschen, die uns offen ins Gesicht blicken, fröhlich anlachen und in lebhafter Zeichensprache Kontakt suchen. Wir fühlen uns wie befreit nach vielen Stunden mit Vertrödeln an Grenzstationen Kasachstans, in starker Hitze und auf staubiger Straße, ohne Sitzgelegenheit und Erfrischung. Eine komplizierte Strecke führte von der Grenzstation zwischen Usbekistan und Kasachstan (vier Stunden) über die Grenze von Kasachstan nach Kirgistan (fünf Stunden), dazwischen eine Route mit tiefen Schlaglöchern, so dass wir nur im Schneckentempo voran kamen. Wir erreichten das Hotel in Bischkek daher nicht wie geplant zum Abendessen, sondern erst am folgenden Morgen um halb sieben. Wir waren also 24 Stunden unterwegs. Für Alain und Hans-Peter, die Fahrer des roten Busses, eine Tortur, aber auch für uns Passagiere.

Bei der letzten Ausfahrt aus Kasachstan kam es noch schlimmer - länger als fünf Stunden stand der Bus, wir hockten wieder untätig vor einem Zollgebäude, während die kasachischen Grenzer immer neue Schikanen ersannen, um die Ausfahrt nach China zu behindern. Fahrgenehmigungen wurden eingefordert, die es gar nicht gab und von denen bei der Einfahrt ins Land keine Rede gewesen war, die Tachoscheiben wurden überprüft, unverständliche Protokolle handschriftlich verfasst, um sich schließlich eine angeblich fällige Gebühr von einigen hundert Dollar auszudenken. Als endlich alles paletti zu sein schien - war Mittagspause und der Schlagbaum zu. Also wieder Herumsitzen und Abwarten, allerdings ohne Tee zu trinken.

Nun, das liegt hinter uns, Kasachstan ade, du siehst uns niemals wieder. Wir sind in China. Gleich am ersten Abend in dem Provinzstädtchen Qing Shui führt uns der deutsche Sinologe Linus, der als Reiseleiter zu uns gestoßen ist, in ein Gasthaus. Dort hat man bereits in der erfrischenden Kühle des Abends Tische am Straßenrand für uns aufgeschlagen, und wir genießen die schmackhaften Gerichte und ein kühles Bier. Um uns scharen sich fröhliche Kinder, die mit aufgerissenen Augen die fremden "Langnasen" bestaunen und laut über ihre Eindrücke schnattern. Auch bärtige Männer bleiben stehen und schauen uns zu. Europäer haben hier im "wilden Westen" Chinas Seltenheitswert.

Inzwischen sind wir in Urumqi angelangt, der Hauptstadt der Autonomen Region Xinjiang-Uighur. Die Fahrt hierher geht über eine Hunderte Kilometer lange Piste, die Fernstraße 312 quer durch China ist in diesem Abschnitt eine riesige Baustelle. Halt machen wir in einem neuen Berghotel auf 2000 m Höhe, direkt neben traditionellen Weidegründen kasachischer Nomaden. Nun sind wir es, die sie bestaunen können - die Menschen, die in ihren Jurten hier den Sommer verbringen mit ihren Herden von Schafen und Ziegen, Rindern, Pferden und auch Kamelen. Sie hätten wir in dieser Berglandschaft, die uns an die Schweiz erinnert, nicht vermutet!

Endlich China! Wir haben nun also keine hinderliche Grenze mehr vor uns, stattdessen vier hoffentlich glückliche Wochen - mit spannenden Erlebnissen und köstlichem chinesischen Essen, das wir nach den Einheitsspeisen der zurückliegenden Zeit ganz besonders zu schätzen.

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