Avanti-Rundbrief September 2009 - Über Brandstiftung, Korruption, Golf und das Beste aus Griechenland

Liebe Leute,

von Griechenland bin ich immer ganz begeistert. Deswegen komme ich ja auch so oft her. Und ganz oft bin ich auch total abgenervt, wenn ich mitbekomme, wie blanker Egoismus, Korruption, gekaufte Politiker, mafiöse Verbrechen und im milden Falle nur Vetterleswirtschaft das Leben hier bestimmen.

Zum Beispiel bei den Waldbränden: Man weiss, dass fast alle Waldbrände vorsätzlich gelegt werden, um das Land danach einer neuen Nutzung, meist als Bauland zuzuführen. Trotzdem passiert nichts. Weder werden die teils bekannten Brandstifter vor Gericht gebracht und die Hintermänner bestraft, noch werden Gesetze erlassen, die die Nutzung verbrannter Erde als Bauland untersagen. Auch vorbeugende Maßnahmen werden nicht ergriffen. Nichts, aber auch gar nichts passiert, Jahr für Jahr brennt es, Jahr für Jahr sterben dabei Menschen und gehen Existenzen zugrunde, und Jahr für Jahr wird gebaut, wo vor kurzem noch zu bauen untersagt war, weil dort Wälder standen, Weideflächen ausgewiesen waren oder ein Naturschutzgebiet lag. Wer bauen will, lässt es brennen, wer viel bauen will, lässt vieles niederbrennen. Und nichts passiert, um das zu unterbinden.

So auch hier in Pylos, einer wunderschöne Gegend auf der südwestlichen Peloponnes, in der überwiegend Landwirtschaft betrieben wird und Tourismus bislang nur eine untergeordnete Rolle spielt. Pylos ist die Heimat des alten Nestor, der mit Odysseus und anderen Kumpanen zehn Jahre lang um die Eroberung Trojas kämpfte. In der Mythologie wird eine Höhle erwähnt, in welcher der Götterbote Hermes die Rinder versteckte, die er seinem Halbbruder Apoll gestohlen hatte, und die wir auf unseren Wanderungen immer aufsuchen. Endlose Sandstrände bestimmen die Küstenlandschaft, Oliven- und Gemüseanbau das Hinterland. Eine unter Naturschutz stehende Lagune in der Nähe der Bucht von Navarino ist eines der wichtigsten Zwischenstationen für Zugvögel aus dem Norden auf ihrem Weg nach Afrika. Eine Gegend, so ursprünglich, naturnah und unentdeckt wie keine andere im ganzen Mittelmeerraum.

Aber nicht mehr lange: Hier betreibt ein größenwahnsinnig gewordener Egomane, zufällig der größte und reichste Reeder Griechenlands, ein Projekt, bei dem man zunächst einmal fassungslos den Kopf schüttelt. Der Bauernsohn Vassilos Constantakopoulos, der aus de Nähe von Pylos stammt, als Matrose in die Welt auszog und als Reeder zu unermesslichem Reichtum kam, ist dabei, die Gegend und das Leben der Menschen hier grundlegend zu verändern. Geld hat er, die Macht hat er, beste Beziehungen hat er und willfährige Politiker sind auf seiner Seite. Sein Ziel: Die Gegend um Pylos in das größte Golfgebiet des Mittelmeerraumes zu verwandeln. Vier riesige Luxusressorts sind geplant - und das erste auch fast schon vollendet: Eine Golfanlage mit viertausend Betten in einem weiträumigen Areal von Luxushotels in 10 km Entfernung von Pylos wird nächstes Jahr eröffnet. Eineinhalb Kilometer von hier sind derzeit riesige Erarbeiten im Gange, um Golf

Hier kann nun der reich gewordene Bauernsohn aus dem ländlichen Süden Griechenlands der Welt zeigen, wozu er fähig ist. Jahrelang hatten sich Bauern, die ihr Land für die Ressorts und Golfplätze nicht an ihn verkaufen wollten, dagegen gestemmt, wurden unter Druck gesetzt, einige fürchteten um ihr Leben. Als Geld oder Druck nichts nützte und er nicht an alle Ländereien kam, verfiel er - wohl mit Hilfe seiner Politikerfreunde - auf die Idee, sein Golfprojekt zu einer EU-Maßnahme zur Stärkung "unterentwickelter Gebiete" zu machen. Denn nun brauchte er selbst das Land nicht mehr zu kaufen, nun wurden die Bauern mit Hilfe der EU enteignet. EU-Gelder fließen nun in Infrastrukturmaßnahmen wie den Straßenbau der "unterentwickelten" Gebiete, die man für den Tourismus nun besser erschließen muss.. Ein Naturschutzgebiet, das der neuen Trasse der Schnellstraße im Wege war, ist vor zwei Jahren abgebrannt. So mach

Grundwasserströme werden umgeleitet und ebenso Bäche. Regenwasser wird in einem künstlichen See gesammelt und fließt nicht mehr zu Tale, der Lagune mangelt es an Süßwasser, weil Niederschläge für die Begrünung der Rasen gesammelt werden. Ein einzigartiges Feuchtbiotop geht zugrunde. Bäume vertrocknen. Der Landwirtschaft fehlt das Wasser. Dabei gab es durchaus Stimmen, die genau davor gewarnt hatten, denn man kann leicht hochrechnen, wie viel natürliches Wasservorkommen eine Gegend bietet und wie viel pro Golfspieler benötigt wird. Bislang hat es gerade so zum Überleben der Landbevölkerung gereicht. Aber für zusätzliche 12 000 Menschen in Luxusvillen, mit ihrem immensen Verbrauch nicht nur an Brauchwasser, sondern zusätzlich noch zum Sprengen der Rasen? Die Katastrophe zeichnet sich bereits ab. Alles war und ist bekannt, und dennoch wurde und wird das Projekt durchgepeitscht. Alle großen Konzerne der Tourismusindust

Momentan läuft die Propagandamaschinerie an, in der ZEIT wurde das Projekt schon als "nachhaltig" gefeiert, weil ein paar Frösche im künstlichen See zu finden sind und das Brauchwasser recyclet wird. Weitere Promotionsartikel werden folgen, auf allen Reiseseiten nicht nur der deutschen Blätter. Wer Geld hat, hat auch die Macht. Die Umweltschützer Griechenlands haben sie definitiv nicht. Und die Menschen hier vom Lande, die wenig mit Tourismus, und schon gar nichts mit Golf zu tun haben, haben resigniert. Gleichzeitig vergeuden die Reichen und diejenigen, die glauben, dazugehören zu müssen, die lebenswichtigste Resource ihres Lebens, um unter der brennenden Sonne des Südens englischen Rasen spießen zu lassen. Dekadenter geht es nicht.

Wieso ich das schreibe? Weil ich gerade in Pylos bin und es wehtut zu sehen, wie sich das Paradies in ein paar Jahren vermutlich in eine Hölle verwandelt haben wird. Und weil ich mir einmal den Frust von der Seele schreiben musste!

Es gibt nämlich auch schöne Seiten Griechenlands, sehr schöne sogar! Deshalb kommen wir ja schließlich her! Zumindest so lange noch, wie die Golf-spielenden Zwölftausend noch nicht da sind.
Zum Beispiel ist es schön, dass der Reeder und die Großkonzerne noch nicht bestimmen, was in den Lokalen auf den Tisch kommt. So gibt es hier immer noch Tomaten, wie die Natur sie schuf. Wir essen Lamm vom Holzkohlengrill, Spanferkel aus dem Ofen, Tintenfische, Tsatziki und Auberginenmus. Wir trinken ungeschönten Wein, der keine EU-Vorschriften erfüllen muss und Ouzo vom Fass. Und verwenden ein Olivenöl, das besser ist als alles, was sonst auf der Welt aus dem grünen Gold hergestellt wird. Und im Hintergrund spielt leise - und je nach Laune des Wirtes auch lauter - Rembetikomusik. Manchmal zumindest. Aufmüpfig, rebellisch. Wie die griechische Jugend, die in diesem Frühjahr gegen ihre Chancenlosigkeit und das System auf die Straßen ging. Wir machen schöne Ausflüge zusammen, waren in Olympia, Methoni, Koroni, Messene und morgen fahren wir nach Mistras. Wir gehen zum Schwimmen in die schönsten Buchten und abends sitzen wir oft zusammen beim Wein. So w

Was wir im nächsten Jahr außerdem alles machen steht zum großen Teil schon auf unserer Homepage www.avantireisen.de. Wunderbare Touren - trotz allem - nach Griechenland, Kreta, in die Türkei, nach Spanien, Jersey, Andalusien, in die Cinque Terre, nach Amalfi und nach Roses/Katalonien, au&szl

Vom gelobten und gepriesenen Olivenöl aus Pylos bringe ich welches mit. Ich habe so viele Bitten, Bestellungen und Nachfragen von ehemaligen Mitreisenden für dieses wunderbare Öl beklommen, dass ich hoffentlich genügend für Euch gekauft habe. Ab dem 12.09. bin ich wieder im Lande, Ihr könnt Euer Öl dann im Büro in der Klarastraße abholen.

Ganz herzliche Grüße
Hans-Peter Christoph

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